Toxische Beziehung: Und das soll Liebe sein?

Eine toxische Beziehung tut niemandem gut. Steckst Du selbst in einer oder bist unsicher? Mit diesen Tipps kannst Du eine toxische Beziehung erkennen.

Toxische Beziehung: Ein Paar streitet
Eine toxische Beziehung ist fatal, denn oft wissen die Partner gar nicht, dass das ganz sicher keine Liebe ist. ©iStock

Was ist eine toxische Beziehung?

Der Begriff „toxische Beziehung“ ist in letzter Zeit „in Mode“ gekommen und bezeichnet eine bestimmte Form von Abhängigkeitsverhältnis im Leben, die bei einem oder mehreren Beteiligten zu seelischen und sogar körperlichen Schäden führen kann. Eine genaue Definition gibt es nicht. Das Wort „toxisch“ sagt aber aus, dass etwas giftig ist oder auf einer Vergiftung beruht. Aber welche Dinge sind in Beziehungen giftig?

Oft verwendete Begriffe in toxischen Beziehungen sind vor allem

  • Abhängigkeit,
  • Kontrolle,
  • Narzissmus,
  • seelische und körperliche Gewalt,
  • Abwertung,
  • Selbstaufgabe,
  • Isolation und
  • Angst.

In einer klassischen toxischen Partnerschaft oder Familie existiert kein Verhältnis auf Augenhöhe und richtiger Liebe. Stattdessen zeigt sich ein Partner oder Familienmitglied dominant, kontrollsüchtig, egoistisch, narzisstisch oder sogar gewaltbereit. Die andere Person in dieser Beziehung ist untergeordnet, abhängig und ihr Lebensinhalt wird immer mehr den Bedürfnissen des dominanten Partners untergeordnet. Nicht ihr eigenes Wohl steht im Vordergrund, sondern das des Partners.

Die Merkmale und Formen einer toxischen Beziehung sind sehr vielfältig. Die Anzeichen können für alle sichtbar an der Oberfläche sein (wie bei der ♥Bindungsangst) oder aber tief im Untergrund liegen. Oft bemerken sie nicht einmal die direkt Betroffenen. Außerdem tritt sie in allen möglichen Konstellationen auf. Das kann in einer Partnerschaft sein, innerhalb der Familie oder in jeder anderen Form einer Beziehung wie in einer Freundschaft oder bei der Arbeit. Auch Kinder können somit Opfer einer giftigen Beziehung sein.

Merkmale einer toxischen Beziehung

Gerade für Menschen, die in toxischen Beziehungen stecken, ist es gar nicht so einfach, die Merkmale zu erkennen. Oft werden sie aktiv seelisch manipuliert und verwechseln mit fortschreitender Zeit Leid mit Liebe. Dabei merken sie nicht, dass von der Romantik beim ♥ersten Date nichts mehr übrig ist. Um zu erkennen, ob man selbst oder eine Person im Umfeld in einer toxischen Beziehung steckt, helfen die wichtigsten Merkmale:

  1. Egoismus
    Egoismus ist eines der ersten Anzeichen, dass es sich nicht um eine Beziehung auf Augenhöhe handelt. Es geht immer nur um die Sorgen, Probleme und Wünsche des Anderen. Interesse an Deiner eigenen Person oder Deinem Leben wird kaum oder gar nicht gezeigt. Teilweise wird auch so geschickt manipuliert, dass mit der Zeit die Wünsche des Anderen Deine Wünsche werden.
  2. Extreme Wechsel
    Du weißt beim Partner nie woran Du bist, was Dich erwartet, was er oder sie als Nächstes sagt oder tut. Glück, Freude und Aufmerksamkeit können urplötzlich zu Distanz, Kälte oder Wut wechseln, ohne dass Du Dir erklären kannst, wieso. Auffallendes Merkmal: Der Partner ist immer gut und im Recht, Du bist „schlecht“.
  3. Das falsche Ich
    Du kannst nicht mehr Du sein. Du fühlst Dich gezwungen, bestimmte Dinge zu lassen, Dich und Deine Persönlichkeit an die andere Person anzupassen und Dein wahres Ich zu verstecken. Tust Du das nicht, hast Du das Gefühl, der andere Mensch würde Dich nicht mehr akzeptieren.
  4. Das kleine Ich
    Sobald Du mit der anderen Person zusammen bist, fühlst Du Dich automatisch kleiner, weniger wertvoll und Dein Selbstwertgefühl ist im Eimer. Dies muss nicht mal aktiv von dem anderen Menschen ausgehen, indem er etwas Entsprechendes sagt, sondern kann auch unbewusst in Dir ausgelöst werden.
  5. Isolation und Abhängigkeit
    Diese beiden Dinge gehören zu den am weitesten reichenden Merkmale, die besonders in einer toxischen Partnerschaft auftreten. Der dominante Partner schiebt Dich bewusst in die Isolation, indem er oder sie Dir den Umgang mit Freunden oder Familie verbietet oder ihn einschränkt. So soll erreicht werden, dass Du mehr Zeit für ihn oder sie selbst hast.
    Der Partner sagt Dir, was Du tun sollst und was nicht. Gleichzeitig wirst Du immer abhängiger von dem anderen Menschen, sowohl finanziell als auch seelisch. Du gerätst in einen Kreislauf aus Zuneigung und Distanz, in dem Dir die anderen Menschen nur dann noch Liebe „schenken“, wenn Du Dich noch mehr um sie kümmerst und Dich noch mehr für sie aufopferst. Leid wird hier von den Betroffenen oft mit Liebe verwechselt.
Toxische Beziehung erkennen: Ein Mann und eine Frau streiten
Vorwürfe, Manipulationen und Angst sind typisch in einer toxischen Beziehung. Sie zu erkennen, kann das Leben deutlich verbessern. ©iStock

Wie entsteht eine toxische Beziehung?

Viele Frauen und Männer haben beschrieben, dass sie erst nach einigen Jahren gemerkt haben, wie schädlich sich ihre Beziehung auf sie ausgewirkt hat. Daraus könnte man ableiten, dass toxische Beziehungen nicht unbedingt von Anfang an bestehen müssen, sondern erst im Laufe der Jahre zu solchen werden. Auch, was als ♥Polyamorie beginnt, kann mitunter in ♥Fremdgehen münden und schließlich toxisch enden.

Interessanterweise sagt die Psychologie, dass in vielen Fällen der einzelne Mensch außerhalb einer Beziehung keineswegs „toxisch“ sein muss – sondern dass dies erst in einer bestimmten Beziehungskonstellation zutage treten kann. Etwa dann, wenn zwei Menschen mit gegensätzlichen Persönlichkeiten zusammenkommen, wie der „selbstbewusste, dominante“ Typ und der „unterwürfige, sich klein machende Typ“. In einer anderen Konstellation mit anderen Partnern könnten diese beiden Typen ein durchaus harmonisches und funktionierendes Verhältnis mit richtiger Liebe führen.

Psychologie: Was steckt hinter toxischen Beziehungen?

In dysfunktionalen Beziehungen scheinen sehr oft vorbelastete Persönlichkeiten und eine unstabile Psyche eine Rolle zu spielen. Der dominante Part weist öfter unterschiedlich ausgeprägte Züge einer narzisstischen oder paranoiden Persönlichkeitsstörung auf. Das kann durch Traumata in frühen Jahren oder durch eine lieblose oder dysfunktionale Kindheit entstehen. Für sie bedeutet eine Partnerschaft, einen Menschen zu haben, der sie um jeden Preis zu lieben und zu versorgen hat. Für sie gilt kein Geben und Nehmen, sondern nur ein Verlangen und Nehmen.

Gibt es toxische Männer?

Da besonders Männer anfällig für solche Persönlichkeitsstörungen sind, wird hier auch der Begriff „toxische Männer“ benutzt, obwohl nicht gesagt werden kann, ob toxische Männer an sich existieren oder erst in einer Beziehung toxisch werden.

Und auch die andere Person ist womöglich bereits durch eine dysfunktionale Kindheit oder durch traumatische Erfahrungen vorbelastet, wodurch das Selbstwertgefühl gemindert ist und/oder die Überzeugung besteht, dass entweder eine Partnerschaft, eine Familie oder einfach die Liebe genau so aussehen muss.

Warum ist eine toxische Beziehung gefährlich?

Dysfunktionale Beziehungen äußern sich leider oft durch körperliche und seelische Gewalt. Sie ist entweder gegeneinander gerichtet oder wird vom dominanten Part gegen den unterwürfigen Part ausgeübt. Besonders Frauen sind dabei betroffen, aber auch Kinder. Der sogenannte Femizid ist heute ein großes gesellschaftliches Problem, ebenso wie die Gewalt gegen Kinder. Allein im Jahr 2020 gab es in Deutschland über 150.000 Anzeigen von häuslicher Gewalt.

Gleichzeitig wird über Gewalt und giftige Beziehungen noch viel zu wenig gesprochen. Oft ist das deshalb so, weil die Opfer sich entweder schämen, Angst vor Vergeltung haben oder sich gar nicht bewusst sind, dass sie in einer solchen Beziehung stecken.

Toxische Männer: Eine Frau ist unglücklich in ihrer Beziehung
Toxische Männer können Frauen das Leben zur Hölle machen. Doch es gibt gar nicht so selten auch den umgekehrten Fall. ©iStock

Wie kann man eine toxische Beziehung beenden?

Wenn Dir Deine Partnerschaft nicht guttut, gilt erst mal festzustellen, ob sie tatsächlich toxisch ist oder Ihr beide einfach nicht zusammenpasst. Kommunikation ist hier sehr wichtig. Vielleicht sagt Dein Partner etwas Ähnliches. Dann könnt Ihr womöglich eher leicht voneinander lassen und die Trennung geht relativ einfach und schmerzlos und vielleicht sogar ganz ohne ♥Liebeskummer über die Bühne.

Das Problem bei der toxischen Partnerschaft ist allerdings, dass der Gegenpart oft auf keinen Fall die Beziehung beenden will und alle Register zieht, um Dich zum Bleiben zu bewegen und die ♥Beziehung zu retten. Das kann seelische Manipulation in der Form von Vorwürfen, Anschuldigungen, Verzweiflung oder Betteln sein. Oft nimmt es aber auch gewalttätige Formen an.

Möchtest Du Dich trennen, rede mit anderen Personen in Deinem Umfeld wie Familienmitgliedern oder engen Freunden. Auch könntest Du bereits im Vorfeld versuchen, Deine eigene Unabhängigkeit und Autonomie wiederherzustellen. Hast Du Angst, suche Dir auf jeden Fall Hilfe! Entsprechende Hilfsstellen findest Du im nächsten Absatz. Dort bekommst Du Unterstützung und hilfreiche Tipps für Deine individuelle Situation.

Toxische Beziehung: Wo findet man Hilfe?

Bundesweite telefonische und Online-Beratung

Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222
Hilfe Telefon „Gewalt gegen Frauen“ des Bundesamts für Familie: 08000 116 016
Nummer gegen Kummer: 116 111 für Kinder und Jugendliche und 0800 111 0 550 für Eltern
Hilfe-Telefon Gewalt an Männern: 0800 123 99 00

Hilfsorganisationen

Weißer Ring e. V.
Frauenhaus-Koordinierung e. V.
Pro Familia
Informationen über lokale und bundesstaatliche Organisationen sowie Frauenhäuser und Beratungsstellen gibt es meist auf den Webseiten der Gemeinden, Städte und Länder. Dort wird Dir schnell und kompetent geholfen. Zögere nicht, Dich an diese Stellen zu wenden. Hole Dir Tipps oder auch umfassendere Hilfe, wenn Du sie brauchst! Es ist keine Schande, sich helfen zu lassen. ♥

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