Sex nach der Geburt? „Oh no“? Oder „Oh yeah!“?

Sex nach der Geburt ist normalerweise schon recht schnell wieder möglich. Ob man das möchte und wie man’s angeht, ist allerdings eine ganz andere Frage.

Geschlechtsverkehr nach der Geburt: Ein Elternpaar küsst sich
So süß die Zwerge auch sind … für Sex lassen sie wenig Gelegenheiten. ©iStock

Wie verändert sich das Sexleben nach der Geburt?

Endlich ist das kleine Würmchen auf die Welt gepurzelt! Im Idealfall ist alles dran, was die Grundausstattung vorsieht (zehn Fingerchen, zehn Zehen), und Mama und Papa (bzw. jede andere denkbare Paar-Konstellation) sind einfach nur von Grund auf glücklich und erleichtert.

Das Glücksgefühl stellt sich oft von ganz allein nach der Schwangerschaft ein. Dafür sorgen schon allein die Hormone, die bei Frauen, aber auch bei Männern ausgeschüttet werden, wenn das eigene Baby nun wirklich und tatsächlich in der Welt herumkrakeelt.

So schön das alles ist, so ernste Auswirkungen hat die Geburt bei vielen Paaren auf das Sexleben: Bei jedem dritten Paar verschlechtert sich die sexuelle Beziehung nach der Geburt. Mit der Zeit kann sich das auch wieder legen … muss es aber nicht. Und das kann zum ernsten Problem werden.

Warum verändert sich das Sexleben nach der Geburt?

Eine Schwangerschaft ist körperlich und auch psychisch extrem belastend. Und zwar nicht nur für die Frau, sondern auch für den Partner oder die Partnerin. Die Geburt kommt dann noch dazu. Zwar muss dabei nur einer körperlich alles geben und (gefühlt) eine Wassermelone durch ein Nadelöhr quetschen, dennoch ist die Geburt eine Höchstbelastung für beide. 

Selbst dann, wenn die Schwangerschaft reibungslos verläuft und auch die Geburt vollkommen normal abläuft, ist der Tag der Geburt für viele eine traumatische Erfahrung: Im Kreißsaal ist es hektisch, laut, es gibt viel Blut ... Viele Frauen, aber auch Männer brauchen eine gewisse Zeit, um das emotional zu verkraften und das Gesehene zu verarbeiten.

Kam es schon in der Schwangerschaft oder bei der Geburt zu Komplikationen, kann die Entbindung noch größere seelische Wunden gerissen haben. Beide Partner benötigen dann ihre Zeit, damit diese Wunden heilen können. Jeder sechste Mann ist ein halbes Jahr nach der Geburt durch die Bilder der Geburt noch schwer belastet oder gar traumatisiert. Viele haben danach auch Probleme, unbefangen mit der Partnerin zu schlafen.

Einige Frauen leiden nach der Geburt unter einer postpartalen Depression. Umgangssprachlich nennt man die auch den "Babyblues". Dann fährt die Stimmung Achterbahn, die Frauen schwanken zwischen überglücklich und total erschöpft, sind voller Hoffnung und dann wieder hoffnungslos überfordert. Es ist enorm! Und es ist wichtig, sich in solch einem Fall ohne jede Scham Hilfe zu suchen. Die erste Anlaufstelle ist die Frauenärztin oder der Frauenarzt.
Auch müssen evtl. aufgetretene körperliche Verletzungen heilen. Ein Dammriss oder Dammschnitt verursacht der Frau Schmerzen. Es braucht Zeit, um sich davon zu erholen. Wichtig ist, dass sich Paare die Zeit nehmen, die sie dafür brauchen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn schließlich ist da ja seit der Geburt dieses kleine Häufchen Mensch, das alle Aufmerksamkeit fordert ...

Viele Paare sind außerdem unsicher, wenn der Wochenfluss auftritt. Vier bis sechs Wochen nach Geburt sondert die Gebärmutter ein Wundsekret ab. Paare wissen in dieser Zeit oft nicht, ob sich durch Geschlechtsverkehr etwas infizieren kann. Zur Sicherheit sollte man immer mit dem Frauenarzt sprechen. Grundsätzlich gilt aber: Man darf auch in diesen Wochen Sex haben, allerdings nur, wenn der Partner oder die Partnerin keine ♥Geschlechtskrankheiten hat. (Was ja wohl bitteschön ohnehin immer klar sein sollte.)

Stillen kann bei Frauen außerdem das Körpergefühl verändern. Berührungen vom Partner oder der Partnerin speziell an der Brust werden dann teilweise als nicht mehr schön empfunden. Das kann sich nach dem Abstillen aber wieder legen. Anfangs kann das der Lust aber enorm im Wege stehen.

Und dann ist da noch die ständige Müdigkeit ...
Paare, die bisher kein Kind hatten, müssen nach der Geburt mit dem Wechsel vom Leben als Paar zum Leben als Eltern umgehen. Das fällt natürlich viel leichter, wenn schon mindestens ein Kind da ist, denn dann weiß das Paar, was auf es zukommt.

Beim ersten Baby wird eine Beziehung und damit auch das Sexleben enorm durchgerüttelt. Denn dann müssen Fragen geklärt werden wie:
  • Wer kümmert sich worum?
  • Wie nimmt man aufeinander Rücksicht?
  • Wie löst man Probleme?
  • Wie wollen wir als Familie funktionieren?
Das schlägt sich auch auf die Sexualität nieder. Und das gilt natürlich besonders dann, wenn man in den Punkten keine Einigkeit herstellen kann. Im Idealfall klärt man diese Fragen schon vor der Schwangerschaft, aber mal ehrlich: Wer weiß beim ersten Kind schon wirklich, was da auf ihn oder sie zurollt?
Sex nach der Entbindung ist hier wohl eher nicht drin
Große Liebe für den kleinen Menschen. Sex rückt da ganz natürlich in den Hintergrund. ©iStock

Wie verändert sich die Lust?

Bei vielen Paaren pendelt sich die Lust auf Sex irgendwann wieder genauso ein wie vorher. Bei anderen Paaren wird es evtl. auch noch schöner durch die größere Verbundenheit durch das Kind.

Allerdings kann sich auch das Orgasmusempfinden bei der Frau verändern. Einige Frauen berichten, dass sich das Gefühl nach der Schwangerschaft und Geburt so verändert hat, dass sie Orgasmen jetzt intensiver erleben. Oft liegt das daran, dass sie nach der Schwangerschaft und Entbindung nun eine bessere Wahrnehmung für das Becken und den Beckenboden haben.

Unmittelbar nach der Geburt ist allerdings alles erst einmal eingeschränkt. Ein halbes bis ein Jahr lang sind viele Mütter und Väter nicht so leicht sexuell ansprechbar wie vor der Geburt oder Schwangerschaft. Etwa bei jeder zweiten Frau ist weniger Lust vorhanden. Bei den Männern ist es ein Fünftel. Somit kommt es im ersten Jahr nach der Geburt zu deutlich weniger Sex als vorher. (Kein Wunder, denn erwähnten wir schon die Müdigkeit?)

Da die Männer im Schnitt dennoch mehr Lust verspüren als Frauen, müssen frischgebackene Mütter aufpassen, dass sie aus einem Pflichtgefühl heraus nicht die eigenen Grenzen überschreiten. Sie sollten keine Angst haben, dass der Mann mit dem ♥Fremdgehen anfängt oder unzufrieden ist. Wenn es sich wie eine Pflicht oder ein Zwang anfühlt, mit dem Partner zu schlafen, ist es falsch. Das kann dauerhaft die Lust nehmen und sollte deshalb unbedingt vermieden werden. Und aus Prinzip sowieso!

Gründe für die geringere Lust auf Sex gibt es nach der Geburt reichlich:
  1. Mangelnde Gespräche
    Ist das Baby erst einmal auf der Welt, wird es in der Partnerschaft allein schon aus Zeitgründen schwierig, miteinander zu sprechen. Oft passiert es auch, dass man in Muster hineinrutscht, die sich dann durchsetzen und am Ende fragen sich alle, warum es so gekommen ist. Paare sollten offen und möglichst früh miteinander reden. So lassen sich größere Probleme oft vermeiden.
  2. Körperliche Gründe
    Wer stillt, empfindet wegen der veränderten Hormonlage automatisch weniger Lust auf Sex. Frauen haben dann auch eine geringere Erregbarkeit und erleben noch dazu einen schwächeren Orgasmus. Der Aufwand, sich zum Sex aufzuschwingen, ohne dass das Endergebnis wirklich verlockend ist, wird dann oft (völlig verständlich) vermieden.
  3. Schlafmangel
    Man kann es nicht oft genug sagen: Schlafmangel ist nach der Schwangerschaft und Geburt ein konstanter Begleiter. Immer. Jeden Tag. Den ganzen Tag. Wer schlaftechnisch auf dem Zahnfleisch geht, nutzt jede Minute für ein Nickerchen. Sex steht da in der Das-will-ich-jetzt-unbedingt-tun-Liste eher auf Platz 932.
Sex nach der Geburt ist oft für Mann und Frau erstmal kein Thema
Ein Baby braucht Aufmerksamkeit. Jeden Tag. Dennoch sollten Paare auch auf sich achten. ©iStock

Wie ist der erste Geschlechtsverkehr nach der Geburt?

Viele Paare haben Angst vor dem ersten Geschlechtsverkehr nach der Geburt. Oft befürchten sie, es könne wehtun oder man könne etwas verletzen. Nur jedes sechste bis siebte Paar erlebt den ersten Sex nach der Schwangerschaft und Entbindung als unproblematisch. Ja, Du hast richtig gelesen: nur jedes sechste bis siebte Paar!

Mehr als die Hälfte der Frauen hat Schmerzen beim ersten Geschlechtsverkehr nach der Geburt. Stillen macht außerdem die Vaginalschleimhaut empfindlicher. Einige Frauen empfinden den Sex daher nicht als angenehm und fühlen sich wund. In der Regel legt sich das jedoch nach dem Abstillen innerhalb einiger Wochen, spätestens aber meist innerhalb eines halben Jahres. Wer schon vorher Sex haben will, sollte ggf. Gleitgel verwenden.

Manche Frauen leiden nach der Geburt auch unter einer allgemeinen Empfindungslosigkeit und haben somit exakt nichts vom Sex. Hinzu kommt, dass der Scheideneingang durch die Geburt geweitet wurde, der Penis wird weniger gespürt. Auch das bildet sich jedoch wieder zurück. Nach drei bis vier Monaten ist in der Regel alles wieder beim Alten.

Wann kann man nach der Geburt wieder Sex haben?
Ein großer Knutsch für das kleine Ding. ©iStock

Was ändert sich nach einem Kaiserschnitt?

Ein Kaiserschnitt verursacht keine Verletzungen im Genitalbereich der Frau, dafür aber im Bauch. Frauen, die Ihr Kind so auf die Welt gebracht haben, können daher ebenso unter Schmerzen beim Sex leiden.

Untersuchungen zeigen außerdem, dass Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden haben, nicht weniger sexuelle Probleme haben als andere Frauen. 

Ab wann darf man wieder Sex haben?

An sich kann man schon recht bald nach Geburt wieder Sex miteinander haben. Einige medizinische Gründe können allerdings dagegensprechen. Die würde der Frauenarzt oder die Frauenärztin aber mitteilen. Das wäre beispielsweise dann so, wenn Verletzungen noch heilen müssen. Normalerweise kann man aber sehr bald wieder loslegen.

Viele Paare machen das allerdings nicht, weil die Umstellung einfach viel zu groß ist. Viele lassen sich etwas mehr Zeit und steigen nach rund sechs bis acht Wochen wieder ein.

Ab wann ist man wieder fruchtbar?

Schon sehr bald nach der Geburt kann wieder ein Eisprung auftreten. Besonders dann, wenn gar nicht oder nur in großen Abständen gestillt wird, legen die Eierstöcke bald wieder mit der Arbeit los und schicken abwechselnd ein Ei auf die Reise. Die Hormone verändern sich dann natürlich und Frauen sind wieder fruchtbar.

Aber auch, wer voll stillt, kann u. U. schwanger werden. Der Eisprung wird durch die natürlichste Form der Ernährung eines Babys nicht zwingend unterdrückt. Wer nicht sofort nachlegen und das nächste Baby in Produktion geben will, sollte entsprechend verhüten, sobald mit der schönsten Nebensache der Welt wieder losgelegt wird.

Ein Mann und eine Frau mit ihrem Kind im Bett
Kuscheln im Bett. Zu dritt. ©iStock

Kann man trotz Kindern guten Sex haben?

Ja, das kann man, wenn sie 18 Jahre alt und ausgezogen sind. 

Pardon, das ist natürlich Quatsch. Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, was einen erwartet. Und zwar während und nach der Schwangerschaft! Veränderungen sollten akzeptiert und ggf. besprochen werden. Gespräche mit dem Gynäkologen oder der Gynäkologin sind wichtig. Außerdem sollte man sich nicht schämen, ggf. eine Sexualberatung zu nutzen. 

Ein Kind steht ganz selbstverständlich nach der Geburt im Fokus. Und das für eine sehr lange Zeit. Eltern müssen Bedürfnisse hintanstellen und reichlich verzichten. Das verlangt dem einen evtl. mehr ab als dem anderen. Möglichst viel Verständnis aufzubringen, ist daher wichtig.

Nach der Geburt muss der Partner oder die Partnerin zudem noch mal ganz neu kennengelernt werden. Das ist anstrengend und kann zu Konflikten führen. Erst recht, weil da ja diese ständige Müdigkeit ist …

Wichtig ist, dass man an den richtigen Stellen Pragmatismus walten lässt. Man muss nicht perfekt sein, um gute Eltern zu sein. Und wenn man das Kind mal zu Oma und Opa gibt, um Zeit mit dem Partner oder der Partnerin zu verbringen (oder einfach mal auszuschlafen), ist man deswegen kein schlechter Mensch. Im Gegenteil: Je besser es den Eltern geht, umso wohler fühlt sich meist auch das Kind.

Paare sollten ihre Liebesbeziehung jetzt unbedingt pflegen und ernst nehmen. Einigen hilft es, miteinander zu ♥flirten oder so zu tun, als sei man auf einem ♥ersten Date. Was auch immer im Einzelfall klappt – es ist wichtig. Sonst geht die körperliche Anziehung leicht verloren. Und das wäre doch ein echter Jammer. ♥

Knikk-Knakk.de ist Teilnehmer des Amazon-Partnerprogramms, das zur Bereitstellung eines Mediums für Webseiten konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Partner-Links zu Amazon.de Entgelte verdient werden können.